AUS, Kapitel 1: 1

AUS steht für vom Auf- und Untergang der Sterne und ist eines von drei literarischen Projekten, die sich derzeit in meinem Backlog befinden. Es ist das einzige Projekt, das die Planungsphase verlassen hat. Ich werde in unregelmäßigen Abständen neue Kapitel hochladen. Ich habe (noch) keinen Lektor. Rechnet mit Rechtschreibfehlern.

Wer es unbedingt in ein Genre einordnen möchte, sei hiermit dazu eingeladen. Die grobe Richtung ist Fantasy, aber erwartet keine Elfen, keine Orks oder sonstige „Mainstream“-Fabelwesen.

Lest das erste Kapitel von AUS mit dem Titel „1“ nach einem Klick auf „weiterlesen“.

AUS

vom Auf- und Untergang der Sterne
Copyright © Christopher Knörndel, Wiesbaden 2007-[date] – alle Rechte vorbehalten

1

Augen starrten in die Dunkelheit. Zu Schlitzen verengt, die tierhaften, schlitzartigen Pupillen weit geöffnet. Ab und an ging ein Zucken durch die Kreatur. Sie leckte an ihrer eigenen Hand. Und zuckte. Ein genussvolles Zucken, ausgelöst durch das immer noch warme Blut, ein erwartungsvolles Zucken, die Zeit zwischen zwei herzhaften Schleckern war viel zu kurz.

Süßes, warmes Blut.

Es gefällt dir, nicht wahr?

Die Kreatur gab ein wohliges Seufzen von sich. Blut, rot, süß, metallisch, so frisch. Sie konnte nicht widerstehen, der Drang danach war schon viel zu lange viel zu stark unterdrückt worden. Tage-, Wochen-, Monatelang. Jahrelang?

In der Dunkelheit gab es nichts zu sehen. Nur wenige Meter vor ihr war eine Wand. Links von der Kreatur, eine Wand. Rechts von ihr, Wand. Hinter ihr, Wand. Es gab keinen Ausweg, nicht für Menschen. Deshalb liebte sie es, ihre Opfer hier her zu verschleppen, sie wie ein wildes Tier in die Falle zu locken, auf hinterhältigste Weise. Tiere haben von Natur aus die Gestalt zum Jagen. Sie hatte von Natur aus die Gestalt, Menschen zu jagen.

Menschen vertrauen nur Menschen, wenn überhaupt.

Eine abstoßende Kreatur in Menschengestalt. Arme, Beine, Oberkörper. Die Gestalt eines jungen Mannes, der nie erwachsen wurde. Nie erwachsen würde. Kleidung, Sandalen, die Überreste eines Strohhuts bedeckten den Kopf. Und Augen.

Du genießt es, nicht wahr?

Ein abstoßendes Grunzen hallte von den Wänden wieder.

Du genießt es. Frisst du nicht diesen Menschen dort zu deinen Füßen? Oder fresse ich ihn? Bin ich es, oder bist du es?

Grunzen. Die Pupillen verengten sich zu Schlitzen und überflogen die kläglichen Überreste dessen, was vor geraumer Zeit mal ein Mensch gewesen sein könnte. Er verspürte keinen Ekel. Nur Genugtuung. Die Leiche zu seinen Füßen war nur ein schwacher Trost.

Es gefällt dir, nicht wahr?

Seine Klauen schlugen erneut in den immer noch warmen Körper, benetzten sich mit frischem Blut. Was würde es für ein Genuss sein später die Blutlache auf zu lecken. Die schmächtige Kreatur kicherte in sich hinein. Leckte sich die Klauen. Aber das konnte warten. Ein Opfer war bei weitem nicht genug. Der Durst würde nicht durch einen lächerlichen Menschen gestillt.

Leben kam in die gesamte Szene. Das Ungetüm machte einen Satz an die Wand, stieß sich ab, quer gegenüber an die Wand, hangelte sich so den Schacht hinauf in die Freiheit. Freiheit. Eine Freiheit voll von potentiellen Opfern. Eine ebenso dunkle Freiheit wie der Schacht.

Du liebst es. Nicht wahr?

Höhnisches Lachen, tief und grollend hallte noch tausend Mal lauter von den klaffenden Felsvorsprüngen wieder. Das Mondlicht reichte gerade aus um die spitzenbewährte Felslandschaft um ihn herum zu erkennen. Trostlos. Wie ein zerborstener Mondkrater. Wie auch sonst. Jedes Fitzelchen Leben hatte Es getilgt.

Oh, bist du etwa neidisch? Wie herzallerliebst…

Schnuppern. Sprung auf einen höher gelegenen Felsvorsprung. Beute. Ein Mensch. Dieser süßliche Blutgeruch, dieser leuchtende von Blut durchströmte Schemen der sich in seinen Augenwinkeln bewegte. Wozu braucht man Licht. Blut kann man riechen, Menschen schmecken, Leben in jeder Dunkelheit sehen. Diese pulsierenden Adern, umschlossen von Fleisch und Muskeln.

Welche Ironie. Es hasste das Licht, aber gleichzeitig liebte Es das Licht. Das Licht dass jedes Leben für seine Augen gut sichtbar ausstrahlte. Der Preis war hoch, die Schmerzen am Tage unerträglich. Aber das war es wert. Für ein wenig mehr Blut…

Und wem hast du das zu verdanken?

Hinter ihm. Der Mensch wurde durch den eigenen, schemenhaft sichtbaren Hinterkopf der Kreatur fixiert. Praktische Augen, in der Tat. Schnuppern. Es zitterte in süßer Erwartung des frischen Blutes.

Schmeckst du es? Du willst es… Du willst ihn… Ich spüre es… Hol ihn dir!

Ein gellender Schrei durchzog die Nacht. Es schrie vor Schmerzen, bog den Rücken aus purer Agonie durch, biss sich auf Hand Zunge und Wangen um das zerreißende Gefühl zu unterdrücken. Es war nötig. Schwarzes Blut explodierte auf die umliegenden Felsen, verschmolzen mit der Dunkelheit. Ein letzter greller Schrei. Gliedmaßen, zwei Schwingen, brachen aus dem Rücken hervor, zuckten widerwillig, als wären sie eben erst entstanden. Dann war es vorbei. Leichtes Atmen. Der Mensch nach wie vor im Fokus. Den Schrei musste er gehört haben. Wie wenig er ahnte…

Er ist nur ein Mensch. Hol ihn dir!

Ein probender Flügelschlag. Wie eine vertraute Gebärde die man versucht ehe man loslegt. Noch ein Flügelschlag. Die Kreatur erhob sich in die Lüfte, schmeckte die süße Luft, ließ den erfrischenden Wind durch die Schwingen streifen, schwebte mit den Flügeln schlagend ein paar Sekunden auf der Stelle, nur des Gefühls wegen. Freiheit. Das Gefühl von Freiheit dass Es so vermisste. Dann schoss Es in die Nacht hinaus. Blut und Fleisch und Knochen jagen. Angst verzerrte Gesichter genießen. Chaos verbreiten.

Freiheit? Was denkst du wer du bist. Narr.


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